Neue Orte der NS Bücherverbrennungen im Atlas veröffentlicht.

Schon öfter haben wir darauf aufmerksam gemacht, dass uns immer wieder Ort zugetragen werden, wo Bücherverbrennungen stattgefunden haben, die uns aber nicht bekannt sind. Vier solcher Orte haben wir in den letzten Tagen dem Onlineatlas hinzugefügt und wollen sie euch hier vorstellen:

  • Dresden – Leutewitzer Park: Auf der Leipziger Buchmesse kam ein Mann zu uns an den Stand, guckte interessiert auf unsere Karte und fragte ob er am bereit gestelltem Computer mal genauer gucken könnte. “In Dresden fehlt ihnen aber eine.” waren seine Worte mit denen er mich doch etwas überraschte. In Dresden hatten wir immerhin schon drei Orte verzeichnet. Wir unterhielten uns natürlich etwas länger und er versprach mir Informationen zu kommen zu lassen. Knapp 2 Wochen später bekam ich eine Mail in mein Postfach mit ausführlicheren Informationen zu der Verbrennung vom 29. August 1933 in Volkspark Leutewitz in Dresden Cotta. Es folgte ein weiterer Mailwechsel in dem ich weitere Informationen erhielt. Schon in der ersten Mail war ein Scan der damaligen Dresdener Nachrichten angehängt, welche über die Verbrennung berichtete.  “Evangelische Jugend verbrennt Schundbücher” titelte die Zeitung damals. “Dem Rufe des Evangelischen Jungmännerwerkes Dresden Cotta zu einem Schundfeuer im Leutewitzer Volkspark waren über 500 Mädel und Jungen gefolgt” heißt es weiter. Den Artikel haben wir natürlich im Atlas mit veröffentlicht. Zu finden unter https://verbrannte-orte.de/dresden-leutewitzer-park
  • Bad Segeberg: Schleswig Holstein haben wir letztes Jahr im Mai besucht und dort für unseren Atlas fotografiert. Auch hier überraschte es mich von einer weiteren Bücherverbrennung zu hören. Auch hier kam der Kontakt auf der Leipziger Buchmesse zu Stande.Und auch hier ist es der Initiative einer Einzelperson zu verdanken, dass dieser Ort nun bei uns im Atlas zu finden ist. Bisher ist leider wenig zum Ort bekannt, allerdings wird hier noch weiter recherchiert. Alle bisherigen Informationen findet ihr auf: https://verbrannte-orte.de/bad-segeberg
  • Kahla: Hier ist die Geschichte anders. Regelmäßig prüfe ich den Wikipediaeintrag zu den Bücherverbrennungen von 1933 auf neue Informationen. Anfang des Jahres fiel mir Kahla als neuer Ort, zusammen mit anderen, ins Auge. Ich begann zu recherchieren und traf auf einen Eintrag auf der Internetseite der Stadtbibliothek Kahla, welche angab das dort am  5. August 1933 einen Bücherverbrennung stattgefunden hatte, leider ohne Quellenangabe. Wir sind stets sehr bemüht möglichst akkurate Informationen im Atlas zu veröffentlichen und so entschloss ich mich dazu diesen Ort noch nicht zu veröffentlichen, sondern weiter zu forschen. Ich schrieb der Bibliothek und erhielt irgendwann einen Rückruf. Der Mitarbeiter, welcher diese Informationen damals auf der Seite veröffentlicht hatte und mehr dazu wissen sollte, war leider schon verstorben hieß es, aber eventuell könne mir ein Lokalhistoriker weiterhelfen. Mein Kontakt wurde weitergeleitet und so meldete sich der Historiker mit Informationen bei mir. Tatsächlich hatte am 5. August 1933 eine Bücherverbrennung in Kahla stattgefunden. Mehr Informationen auf: https://verbrannte-orte.de/kahla
  • Magdeburg: Zusammen mit 2 anderen, mir unbekannten Orten, bekam ich die Informationen zu Magdeburg. Die Autorin eines Buches zu Verfolgten Schriftsteller*innen in Sachsen-Anhalt meldete sich bei mir und ließ mir auf der Leipziger Buchmesse ihr Buch zu kommen. Hierin erwähnt 3 Bücherverbrennungen die mir nicht bekannt waren.  Zu Magdeburg war die Recherche am einfachsten, bei den 2 anderen ist noch Recherche notwendig. Inf Magdeburg fand die Bücherverbrennung am 5. April 1933 auf dem Domplatz statt. Zu einer zweiten Bücherverbrennung in Magdeburg sind wir zur Zeit noch am recherchieren. Mehr Informationen auf: https://verbrannte-orte.de/magdeburg

Mittlerweile sind über 100 Verbrennungen im Onlineatlas verzeichnet. Circa 10 Orte stehen noch auf unserer Liste zur weiteren Recherche. Diese Arbeit braucht viel Zeit und wir freuen uns immer sowohl über personelle als auch über finanzielle Unterstützung.