#WocheDerMeinungsfreiheit

Vom 3. bis zum 10. Mai fand die Woche der Meinungsfreiheit mit einem vielfältigem Programm statt. Wir haben uns mit einer Gedenklesung am 10. Mai und einer SocialMedia Aktion vom 3.- bis zum 9. Mai beteiligt. Hier findet ihr eine Zusammenfassung unserer Beiträge und Aktivitäten.

3. Mai – Camill Hoffmann

Camill Hoffmann war ein Journalist und Schriftsteller. Er wurde im Oktober 1944 in Auschwitz ermordet. Hier ein Thread zu seiner Biografie.

Camill Hoffmann war Botschafter zweier Kulturen. Er war deutscher Dichter und tschechoslowakischer Diplomat. Darüber hinaus war er Journalist. Während des ersten Weltkriegs war er in Dresden Redaktionsleiter der Dresdner Neuesten Nachrichten.

Nach dem Krieg ging er in die Presseabteilung des tschechoslowakischen Außenministeriums. Ein Jahr später ging er an die Botschaft nach Berlin. In den dreißiger Jahren hilft er Verfolgten bei der Flucht ins Exil und rettet auch die Bibliothek von Heinrich Mann.

1938 wird die Lage in Berlin unhaltbar – Hoffmann wird abberufen und pensioniert. Trotz aller Warnungen geht er zurück nach Prag. Im März 1939 marschieren deutsche Truppen in die so genannte Rest-Tschechei ein. Camill Hoffmann war Jude und nun besonders bedroht.

1942 werden Camill Hoffmann und seine Frau Irma nach Theresienstadt deportiert. Als Irma im Oktober 1944 in den Transport nach Ausschwitz eingereiht wird, fährt Hoffmann mit ihr.

Gleich nach der Ankunft werden Camill und Irma Hoffmann wie auch alle übrigen in der Gaskammer ermordet.

4. Mai – Gabriele Tergit

Gabriele Tergit war eine deutsch-britische Schriftstellerin und Journalistin. Bekannt wurde sie vor allem für ihre Gerichtsreportagen. Sie floh vor den Nazis ins Exil.

Den ersten Artikel in einer Zeitung veröffentlichte Tergit am 22. November 1915 in der Beilage “Der Zeitgeist” des “Berliner Tageblatts” zum Thema „Frauendienstjahr und Berufsbildung“.

Nach dem Studium begann sie mit Gerichtsreportagen für den Berliner Börsen-Courier. Ihre erste feste Anstellung als Reporterin erhielt sie 1924 von Theodor Wolff, dem damaligen Chefredakteur des Berliner Tageblatts.

Ihrer Meinung nach zeigten Gerichtsverhandlungen die soziale Lage ihrer Zeit. Strafprozesse aufgrund von Anklagen nach § 218 nahm sie zum Anlass, die Not von Frauen zu schildern und die Umstände der Armut anzuklagen, die verzweifelte Frauen zur Abtreibung bewog.

Freiberuflich arbeitete sie bis 1933 als Journalistin für diverse andere Berliner Zeitungen. Im Kriminalgericht Moabit erlebte sie den ersten Prozess gegen Adolf Hitler, der zusammen mit Goebbels wegen eines Pressevergehens angeklagt war.

Die daraus folgende Reportage und andere Artikel über die völkische Bewegung und die Nazis veranlassten letztere, sie auf ihre Gegnerliste zu setzen. Am 5. März 1933 überfiel die SA die Tergit-Reifenbergsche Wohnung in Siegmundshof in Berlin-Tiergarten.

Gabriele Tergit sagte später: „Ich roch, dass so ein gewaltiger Hass, wenn freigegeben, zu Mord führen musste“.[8] Sie floh mit ihrem Sohn nach Spindlermühle. Den Rest ihres Lebens verbrachte sie mit nahezu zwanzig unterschiedlichen Adressen im Exil.

Ihr Mann bekam einen Architekturauftrag in Palästina und emigrierte daraufhin ebenfalls. Nach einem Aufenthalt in Prag folgten Gabriele Tergit und der Sohn ihrem Mann im November 1933 nach. 1938 siedelten sie nach London über.

Dort wurde Gabriele Tergit 1957 vom @PEN_Deutschland als bestellte Sekretärin gewählt. Dieses Amt hatte sie bis 1981 inne.

5. Mai – Milly Zirker

Milly Zirker war eine politisch engagierte deutsche Journalistin jüdischer Abstammung. Sie floh 1933 aus Deutschland ins Exil. Heute kaum bekannt war sie eine zentrale Figur im antifaschistischem Exil.

Milly Zirker wurde 1888 in Köln geboren und wuchs in einer bürgerlichen Familie jüdischer Herkunft auf. Schon während des 1. Weltkrieges entwickelte sie erstes soziales und politisches Engagement.

Anfang der 1920 zog sie nach Berlin. Sie arbeitete als Journalistin für das „Berliner Tageblatt“, „Die Welt am Abend” und das „8 Uhr Abendblatt“. Sie wurde Mitglied beim „Bund Neues Vaterland“, der sich 1922 in „Deutsche Liga für Menschenrechte“ umbenannte.

Sie pflegte zu zahlreichen Politikern und Künstlern freundschaftliche Beziehungen. Die Zusammenarbeit und Freundschaft mit und zu Hellmut von Gerlach wurde immer enger. Bei einem Attentatsversuch rettete Milly ihm sogar das Leben.

Wenige Monate nachdem Carl von Ossietzky die Leitung der „Weltbühne“ übernommen hatte, gehörte auch Milly Zirker zum Kreis der ständigen Mitarbeiter. Mit ihren kleinen roten Heften galt die Weltbühne als das Forum der radikaldemokratischen bürgerlichen Linken.

Nach dem Verbot der „Weltbühne“ durch die Nazis 1933 schrieb Zirker bis 1938 weiter in der Nachfolgezeitschrift im Prager Exil „Neue Weltbühne“. Am 2. Juli 1936 wurde Milly Zirker offiziell aus Deutschland ausgebürgert, schon im März 1933 war sie nach Paris geflohen.

Ihre größte historische Bedeutung erlangte Milly Zirker als Aktivistin des engeren Kreises jener Menschen, denen es gelang, dass Carl von Ossietzky den Friedensnobelpreis erhielt. 1940 wurde Milly Zirker in Gurs (Südfrankreich) interniert.

Sie konnte fliehen und kam über Portugal kommend 1941 mit dem Schiff „Serpe Pinto“ in den USA an. In ihrem Exil in den USA und Mexiko verstummte ihre journalistische Stimme.

Eine Tonbandaufnahme aus dem Jahr 1960 belegt allerdings, dass sie weiterhin eine politische Frau war, die am Zeitgeschehen Anteil nahm. Gestorben ist Milly Zirker am 12. April 1971 in Florida. Mehr Infos auf: quetting.de/milly-zirker.h…

6. Mai – Lenka Koerber

Lenka von Koerber war eine deutsche Journalistin und Schriftstellerin. 1888 in Niedeck geboren zog sie für das Studium der Malerei nach Berlin. Ihr Mann den sie 1914 geheiratet hatte, fiel 1916 in der Schlacht an der Somme.

Nach dem 1. Weltkrieg schloss sich Lenka von Koerber der Friedensbewegung an. Als die Weimarer Verfassung 1919 den Frauen die formale Gleichberechtigung brachte, war sie eine der ersten, die Schöffin und Geschworene wurde.

Sie war als ehrenamtliche Bewährungshelferin tätig und trat für eine grundlegende Reform des Strafvollzugs ein. Ihre Erfahrungen in der Gefangenenfürsorge publizierte sie in Zeitungsartikeln und Büchern.

1932 reiste sie, mit Untersützung von Clara Zetkin für 7 Monate in die UDSSR, um sich über die neuen Methoden des Strafvollzugs zu informieren. 1933 erschien ihr Buch “Sowjetrußland kämpft gegen das Verbrechen”. Das Werk wurde kurz darauf verboten und verbrannt.

Im Jahr darauf verbot das NS-Regime alle bisher erschienenen Bücher Lenka von Koerbers. Im Frühjahr 1934 wurde sie wegen des “Verdachts auf staatsfeindliche Propaganda im Ausland” drei Wochen von der Gestapo inhaftiert.

Nach 1945 engagierte sich Lenka von Koerber politisch als Vorsitzende der Antifaschistischen Frauenarbeitsgemeinschaft in Leipzig. Sie starb am 21. Juli 1958 in Leipzig.

7. Mai – Hertha Pauli

Hertha Pauli war eine Schauspielerin, Autorin und Journalistin. Sie war die Tochter der Journalistin und Frauenrechtlerin Berta „Maria“ Schütz. Neben ihrer Arbeit war sie antifaschistische Aktivistin.

Nach der Machtübernahme kehrte sie 1933 nach Wien zurück. Hier gründete sie zusammen mit dem jungen Juristen Carl Frucht die „Österreichische Korrespondenz“, eine literarische Agentur, die zunächst vor den Nationalsozialisten nach Österreich geflohene Autoren vertrat.

1937 publizierte sie einen Roman mit einer klaren Tendenz: die Biographie der Pazifistin Bertha von Suttner „Nur eine Frau“. Am 8. März 1938 setzten die Nationalsozialisten das Buch auf die „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“

Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht verließ sie umgehend Wien und floh über die Schweiz nach Paris. Sie führte in Paris ihre literarische Agentur weiter und schrieb antifaschistische Texte. Mit Kriegsbeginn wurde sie zur feindlichen Ausländerin.

Nach dem Einmarsch der Deutschen in Frankreich 1940 flohen Pauli, Mehring und Frucht nach Marseille, wo sich bereits zahlreiche andere Schriftsteller befanden. Sie alle bemühten sich verzweifelt um Visa in die USA.

In dieser Notlage schickten Hertha Pauli, Hans Natonek, Ernst Weiß, Karl Frucht und Walther Mehring einen Brief an Thomas Mann und ersuchten ihn, ihnen bei der Flucht in die USA behilflich zu sein. Damit trugen sie zur Gründung des „Emergency Rescue Committees“ (ERC) bei.

In den USA begann ihre erfolgreiche Karriere als Jugendbuchautorin. Ab den 1950er Jahren publizierte sie wieder auf Deutsch und besuchte ab 1956 regelmäßig Europa und Wien. Sie starb 1973 auf Long Island.

8. Mai – Else Feldmann

Else Feldmann war eine österreichische Schriftstellerin und Journalistin, die von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Am 25. Februar 1884 in Wien geboren wurde sie am 17. Juni 1942 im Vernichtungslager Sobibor ermordet.

Sie war die Tochter jüdischer Eltern und wuchs mit sechs Geschwistern in prekären Verhältnissen auf. Ab 1908 veröffentlichte sie zahlreiche kleine Erzählungen sowie journalistische Berichte.

Ihre Themen waren Jugendgerichtsreportagen und Texte zu sozialkritischen Themen wie Kindernot, Jugendkriminalität und die Elendsbezirke der Stadt. Sie veröffentlichte im „Abend“, dem „Neuen Wiener Journal“, der „Neuen Freien Presse“, der „Arbeiter-Zeitung“ u.A.

Ihre letzte große Veröffentlichung war der Roman “Martha und Antonia”, der ab 19. November 1933 als tägliche Serie in der Arbeiter-Zeitung abgedruckt wurde. Als diese am 12. Februar 1934 zu Beginn der Februarkämpfe verboten wurde, brach auch Feldmanns Roman abrupt ab.

1938 wurden ihre Werke, darunter Der Leib der Mutter, von den Nationalsozialisten auf die Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums gesetzt, im selben Jahr verlor sie ihre Gemeindebauwohnung mit dem Vermerk “Mieterin ist Volljüdin”

Am 14. Juni 1942 wurde sie von der Gestapo verschleppt und drei Tage später im Vernichtungslager Sobibór, das im östlichen Polen an der ukrainischen Grenze liegt, ermordet.

9. Mai – Bertha Zuckerkandl

Berta Zuckerkandl-Szeps war eine jüdische österreichische Schriftstellerin, Journalistin, Kritikerin und Salonnière. 1864 in Wien geboren, wuchs sie als Tochter eines liberalen Zeitungsverlegers auf.

Als Begleiterin ihres Vaters und gelegentlich auch als Schriftführerin oder als geheime Botin nahm sie schon früh an seinen Gesprächen und Kontakten mit in- und ausländischen Prominenten teil und hatte daher schon früh einen sehr weit gespannten Bekannten- und Freundeskreis.

Berta Zuckerkandl führte in Wien vom Ende des 19. Jahrhunderts bis 1938 einen literarischen Salon. Als Journalistin für die Bereiche Theater und Kunst arbeitete Zuckerkandl für die Wiener Allgemeine Zeitung und das Neue Wiener Journal.

Als das Deutsche Reich Österreich 1938 anschloss, musste Berta Zuckerkandl als Jüdin fliehen. Der französische Autor Paul Géraldy kam nach Wien und half Zuckerkandl bei ihrer Flucht nach Paris.

Als Trägerin des Ordens der Ehrenlegion war sie von der Internierung in Frankreich ausgenommen und konnte im Frühjahr 1940 zu ihrem schon früher ausgewanderten Sohn Fritz nach Algier übersiedeln.

Nach der Eroberung Algiers durch die Alliierten arbeitete sie bei einem Rundfunksender der Alliierten an Radiosendungen mit, in denen sie die Österreicher zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten aufrief.

Die Ausreise in die USA gelang ihr nicht. Aus dem Jahr 1945 sind Briefe an Franz Theodor Csokor erhalten, in denen sie ihm für die Zukunft in Österreich alles Gute wünscht, aber bezweifelt, ihre Heimatstadt noch einmal zu sehen.

Sie kehrte 1945, bereits schwer krank, nach Paris zurück und starb dort noch im selben Jahr. Mehr Infos auf fembio.org/biographie.php…

10. Mai – Gedenklesung in Lüchow

Sechs Schauspieler*innen der Freien Bühne Wendland haben am 10. Mai auf dem Marktplatz in Lüchow aus den Werken verfolgter Autor*innen gelesen. 70 Menschen waren anlässlich unserer Gedenklesung gekommen. Die Veranstaltung hatten wir zusammen mit der Alten-Jeetzel Buchhandlung organisiert und auch schon in der Woche vorher durch ein gemeinsam gestaltetes Schaufenster beworben.